Mein Kommentar. Der Mann hat leider recht!
Beitrag im MANAGER MAGAZIN
Sind Sie über 45 Jahre alt? Dann sind Sie kreativ tot…
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Jens-Uwe Meyer ist Geschäftsführer der Ideeologen GmbH und der Innolytics GmbH. Mit acht Büchern (u.a. „Radikale Innovation“, „Das Edison-Prinzip“) und mehr als 50 Fachartikeln ist er einer der engagiertesten Innovationsvordenker im deutschsprachigen Raum. Er berät mittelständische Unternehmen und Konzerne. www.jens-uwe-meyer.de
Aua, schon der Titel tut weh, oder? Wie ein Schlag in die Magengrube. Seitdem ich über diesen Satz von Vinod Khosla, einem einflussreichsten Wagniskapitalgeber im Silicon Valley, gestolpert bin, fühle ich mich (50) als Kreativpensionär: „Menschen jünger als 35 sind die, die verändern. Menschen über 45 sind quasi tot, was neue Ideen angeht.“ Ausgeschlossen aus allen Kreativprozessen – im Brainstorming sitzen wir Oldies herum als sabbernde Greise: „Opa, Schluss mit dem Unsinn, lass mal die Jungen ran.“
Falls Sie also über 45 sind, sind Sie gerade noch fähig, eine Idee zu entwickeln, wie man den Seniorenteller in der Ausflugsgaststätte neu benennen könnte. Mark Zuckerberg hat übrigens noch einen draufgesetzt: „Junge Menschen sind einfach smarter.“ Herzlichen Glückwunsch! Ab 45 aufwärts sind wir (also Sie und ich) nicht nur zu unkreativ, sondern auch noch zu doof, um die Welt zu verändern.
Bei Start-ups grassiert sektenhafter Jugendwahn
Sie glauben es nicht? Lösen Sie eine Bahnfahrkarte nach Berlin, ins deutsche Start-up Mekka. Wenn Sie sich gerade die Mauerreste an der Bernauer Straße ansehen – schauen Sie doch einmal kurz zur Factory herüber, wo Unternehmen wie Soundcloud , Zendesk oder Pinterest ansässig sind. Oder besuchen Sie in der Nähe vom Nollendorfplatz die Start-up-SchmiedeHubraum der Deutschen Telekom – an der hauseigenen Bar können Sie dort einen Kaffee trinken und Start-up-Luft schnuppern. Was sehen Sie? Menschen unter 35. Wenn Sie älter als 45 sind, fühlen Sie sich wie ein Rentner auf Kaffeefahrt. Her mit den Lamadecken!
Der Jugendwahn in der Start-up-Szene ist beinahe schon sektenhaft. Wir reden von den „jungen Wilden“. Start-up-Teams werden gefeiert wie Boygroups. Kein Scherz: Die Webseite deutsche-startups.de hat gerade einen Artikel über Start-up Teams veröffentlicht, die sich wie Boygroups präsentieren. Also: Gut aussehen gehört auch dazu. Bauchansatz? Für Revolution nicht zu gebrauchen. Stimmt es also? Sind wir wirklich kreativ tot?
Ja, natürlich war Albert Einstein erst 26 als er seine berühmte Formel E = mc2 veröffentlichte. Und ja, Bill Gates durfte in den USA noch nicht einmal Alkohol trinken, als er Microsoft gründete. Aber wer immer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, Menschen unter 35 seien kreativer als ältere – sowohl hirnbiologisch wie auch gesellschaftlich ist das Unsinn.
Dieser Beitrag ist kein Plädoyer gegen die Jungen. Ich kenne viele phantastische Start-up-Gründer – aber zugleich fühle ich mich berufen, einmal eine Lanze für alle die zu brechen, die mit 45plus erst richtig loslegen wollen.
- 1. Teil: Dann sind Sie kreativ tot…
- 2. Teil: Hirne über 45 haben kreative Vorteile
- 3. Teil: Was wirklich hinter dem Jugendwahn steckt
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